Auf die Strasse. Für eine sichere Hertensteinstrasse.
Die Ausgangslage ist einfach: Die Einwohner:innen der Gemeinde möchten etwas ändern. Die Gemeindeoberen grundsätzlich auch, scheuen jedoch die Konfrontation. Der dafür zuständige Kanton aber will nichts ändern.
Was tun also?
Part I (April 2024): Ein Zeichen setzen.
Der tödliche Unfall Anfang März 2024 ist ein tragischer Reminder, dass die kritische Verkehrssituation rund ums Schulhaus Bachmatt ungelöst ist. Als die Gemeinde dann wenige Wochen später den Busverkehr auf den bei Kindergarten- und Schulkindern beliebten Kirchweg umleitet, entscheiden wir uns zu reagieren. Mit einer kleinen, aber feinen Protestaktion setzen wir ein sichtbares Zeichen. Dafür, dass der ausufernde Verkehr nicht noch mehr Platz einnimmt – und die wenigen sicheren Strassenräume in unserer Gemeinde verschlingt. Wir fordern, dass die Kosten bzw. die daraus entstehenden Unannehmlichkeiten wie Stau etc. der Verursachende, also der motorisierten Individualverkehr (MIV), zu tragen hat. Die Bevölkerung und die Medien nehmen es gut auf – wir erhalten viel Zuspruch, dass endlich reagiert wird.

Part II (Mai 2024): Wir formieren uns.
Rasch sind sechs Personen gefunden, welche sich für diese Sache engagieren wollen. Wir organisieren uns nach soziokratischen Prinzipien, d.h. für Entscheide muss ein Konsent vorhanden sein (genau, der kleine Unterschied zwischen Konsens und Konsent macht den Unterschied 😉) und die Aufgaben und Rollen werden durch das Team delegiert. Nun ist recherchieren angesagt, sind Informationen und Kontakte zusammenzutragen und Abklärungen in diverse Richtungen vorzunehmen. Nach wie vor sehr wirksam: Der Griff zum Telefonhörer Handy. Ein kurzer Wortwechsel fördert oft Unerwartetes und Spannendes zu Tage. Mit unserem zweiwöchentlichen Austausch halten wir uns up-to-date (und am Abend noch etwas länger wach).
Part III (Oktober 2024): Die Multikanal-Strategie.
Am Ende läuft alles auf die Frage heraus: Wie können wir wirklich etwas in Gang bringen? Es gibt viele kritische Strassenübergänge, viel Optimierungspotenzial und allerlei Wünsche. Wir müssen gut abwägen. Lieber etwas weniger fordern, dies dafür erfolgreich durch bringen. So entscheiden wir uns: Wir fokussieren uns auf den unteren Abschnitt der Hertensteinstrasse (rund ums Schulhaus Bachmatt) und wir wünschen uns eine „deutliche Verbesserung“ der Situation. Tempo 30 soll zwingend geprüft werden, aber muss nicht die Lösung sein. Eine Formulierung, welche uns vermutlich in den ideologischen Grenzbereichen wichtige Unterstützung sicherte. Und damit sind wir auch schon beim Thema Vorgehen.
Wir wissen: Es braucht Druck auf den Kanton, damit sich etwas ändert. Wir müssen das Thema aufs öffentliche Tapet bringen – mit der Unterstützung der Medien – und gleichzeitig über Vorstösse politisch aktiv werden. Wir fahren mehrgleisig und machen sowohl auf kommunaler als auch kantonaler Ebene Druck – mit jeweils dem gleichen Adressaten: dem Kanton. Das Postulat „Sicher in die Schule“ verlangt von der Gemeinde die Prüfung eines Lotsendiensts. Der Clou: Die Kosten für diesen sollen an den Kanton weiterverrechnet werden.
Die Petition hingegen richtet sich direkt an Regierungsrat Stephan Attiger (Departement Bau, Verkehr und Umwelt). Die Unterschriftensammlung soll das Thema an die Öffentlichkeit bringen und die geplante Übergabe der Petition an den Regierungsrat für die nötige mediale Aufmerksamkeit sorgen. Genug geplant, jetzt geht’s an die Umsetzung.
Part IV (Winter 2024/25): Die Umsetzung.
Unsere Webseite sichere-hertensteinstrasse.ch dient als Hub für die Kommunikation. Die an der Protestaktion interessierten Personen und deren Angaben dienen als Ausgangslage für unseren Newsletter. Wir setzen sowohl eine Online-Petition als auch Unterschriftsbögen auf Papier auf. Und dank der Beteiligung der Elternmitwirkung, vieler engagierter Einwohner:innen und dem Politik-Netzwerk sammeln wir innert kurzer Zeit Hunderte von Unterschriften für die Petition. Am Ende sind es knapp stolze 1’500 an der Zahl, davon allein ca. 1’100 aus unserer Gemeinde. Ein sehr starkes Zeichen, finden wir, wenn ein 8tel der Einwohnenden der Gesamtbevölkerung das Anliegen unterstützt!
Auch beim Postulat läuft es rund. Nach und nach erhalten wir Unterstützungszusagen der lokalen Parteien. Am Ende sind alle dabei (SP, EVP, GLP, Mitte, FDP) ausser der SVP. Und so wird der Lauf der Dinge angestossen. Der Gemeinderat unterstützt das Postulat ebenfalls, es wird vom Einwohnerrat mit nur 2 Gegenstimmen angenommen.
Die lokalen Medien nehmen das Thema auf und berichten.
Alles gut also?
Part V (März 2025): Das Finale. Und das grosse Hoffen 🤞
Noch nicht ganz. Denn eigentlich geht’s ja darum, dass der Kanton einen echten Schritt vorwärts macht. Und wie schaffen wir das? Schwierig wird’s bei der aktuellen politischen Grosswetterlage im Kanton allemal, aber die Chancen steigen, wenn wir die Petition dem Regierungsrat Herrn Attiger persönlich übergeben können und anschliessend ein nettes Foto in den Medien erscheint. Denn Bilder (be)wirken bekanntlich mehr als tausend Worte.
Unsere Gemeindeammanin (ich strauchle jedes Mal über die männliche Form, daher sei’s erlaubt) Bettina Lutz-Güttler erklärte sich bereit, uns zur Übergabe zu begleiten. Wir haben 1’500 Unterschriften. Fast alle Parteien hinter uns. Was kann da noch passieren?
Dass uns Herr Attiger zwar herzlich für unser Engagement dankt, uns aber auffordert die Petition beim Sekretariat abzugeben.
Wir haken nach und danken ihm für seine Wertschätzung. Worunter wir aber verstehen würden, dass er sich doch ein paar Minuten für eine persönliche Übergabe frei machen kann – nach all den Stunden, Tagen und Wochen, welche wir quasi für Übermittlungsdienste für ein Anliegen eines Grossteils der Bevölkerung investiert haben.
Das Foto unten zeigt: Wir waren erfolgreich damit 😊.

Nun bleiben wir dran und hoffen setzen schauen darauf, dass der Kanton und unsere Gemeinde das Heft in die Hand nehmen.
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