Möchte ich (als Gemeinderat kandidieren)?

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Möchte ich (für den Gemeinderat kandidieren)? Eine Möchte- und Machbarkeitsstudie.

Es ist Ende März und der gesundheitsbedingte Rücktritt von Gemeinderat Peter Stucki wird den auf Herbst angesetzten Gemeinderatswahlen eine unvorhergesehene Dynamik verleihen. Durch die vorgezogenen Neuwahlen für den damit frei gewordenen Sitz am 22. Juni wird Parteistrateg(i)en mehr abverlangt und es besteht Potenzial, dass wir bald eine kürzest-ever-im-Amt Gemeinderät:in küren. Dies wäre der Fall, falls der neue Gemeinderat bereits bei den Gesamterneuerungswahlen am 28. September 2025 wieder abgewählt wird.

Eine Gelegenheit für mich? Möchte ich mich in dieser Gemeinde als Exekutiv-Mitglied einbringen? Will ich mich derart exponieren?

An politischer Motivation mangelt’s nicht. Meine 2 Jahre als Leiter des glp labs – dem einzigartigen Think Tank der Grünliberalen – haben mich viel gelehrt. Wie Politik funktioniert (und wie nicht), wie anspruchsvoll und breit die Herausforderungen aktuell sind – und wie sehr wir daher auf konstruktive Teamwork angewiesen sind. Das Politlabor lebt von der Partizipation: Jeder kann mitmachen und seine Ideen einbringen. Dadurch erscheinen Themen und Inputs auf dem Radar, welche zuvor nicht gesehen oder ignoriert wurden. Die Schwarmintelligenz funktioniert – vorausgesetzt die Prozesse sind entsprechend aufgesetzt und die Bereitschaft der Leitung ist vorhanden, sich den Ideen zu stellen.

In unserer Gemeinde gibt es viel zu tun. Das wissen viele interessierte Bewohner:innen intuitiv. Und ich kann es nach knapp vier Jahren als Einwohnerrat und Mitglied der Finanzkommission bestätigen.

Die gute Nachricht: Es gibt viele Quickwins. Tiefhängende Früchte. Um in dieser Sprache zu bleiben: Den reifen Kommunikations-Apfel können wir uns ebenso holen wie die süsse Kooperations-Mango. Die Transformation hin zu einer transparenten, pro-aktiven und vorwärtsgerichteten Kommunikation und die Umsetzung von partizipativen, kompetenzorientierten und selbstorganisierten Strukturen, welche den Umgang untereinander und die Motivation und das Engagement multiplizieren, kostet grundsätzlich nichts.

Die schlechte Nachricht: Es braucht die Personen dazu. Die damit vertraut sind. Und den Mut haben, die Transformation voranzutreiben.

Da kommt meine Motivation ins Spiel. Das traue ich mir zu. Genau das möchte ich: Gemeinsam die Strukturen dahingehend anpassen, dass die besten Ansätze und Lösungen umgesetzt werden. Und diese nicht nur von den Mitarbeitenden getragen, sondern eben bereits im Vorfeld mitentwickelt werden. Das bringt uns nachhaltig weiter. Das stärkt uns als Gemeinde und bringt die für uns relevanten Themen auf den Tisch.

Ok, ich merk’s gerade beim Schreiben dieser Zeilen: Ich möchte. Sehr gerne. Aber könnte ich denn überhaupt?

Da wird’s nun etwas schwieriger. Den Support meiner Partei hätte ich, das freut mich sehr. Darüber hinaus ist relevant:

  • Bei den Wahlen im Juni gilt es nur 1 Vakanz zu besetzen. Die wenigen Kandidierenden werden also vom gesamten Parteispektrum gewählt. Das bedeutet für einen gemässigten Kandidaten wie mich (zumindest laut Parteizugehörigkeit 😉), dass ich Support von Mitte bis rechts erfahren könnte. Max Chopard-Aklin, der Kandidat der SP mit Gewerkschafts-Hintergrund wird es da allenfalls schwieriger haben.
  • Bei den Wahlen im September werden alle 5 Gemeinderats-Posten gewählt. Da werden die Einwohner:innen eher ihre eigene Partei wählen und (vor allem) den entsprechenden Kandidaten unterstützen.
  • Bisherige haben üblicherweise grosse Vorteile bei Wahlen. Sie sind bereits bekannt und damit wird Ihnen grundsätzlich per se etwas mehr Kompetenz zugeschrieben. Gilt das auch schon, wenn man im Juni in den Gemeinderat gewählt wird (und sich damit nur wenige Monate bewähren kann)?
  • Welche (Aus-)Wirkung hat es, wenn man im Juni nicht gewählt wird und sich im September nochmals aufstellen lässt? Wirkt das verbissen oder couragiert?
  • Was wir bislang noch nicht wissen (wohl aber bald mal kommuniziert wird): Welche bisherigen Gemeinderät:innen stellen sich nochmals zur Wahl? Bettina Lutz Güttler macht’s, bei allen anderen ist’s nicht offiziell – höchstens vermutet 😎.

Neben diesen Überlegungen, welche schlussendlich (und ebenfalls bald einmal) zu einem Go oder No-Go führen, ist für mich und meine Familie zu klären: Will ich mich politisch (noch mehr) exponieren? Habe ich eine genügend dicke Haut, um mögliche gerecht- oder ungerechtfertigte Anschuldigungen zu ertragen? Führt mich mein direkter, fordernder Kommunikationsstil in die politische Bredouille? Was bedeutet das potenziell für meine Familie, für unsere Zukunft als Bewohnende der Gemeinde?

Noch etwas Zeit sei mir und uns vergönnt, diese weitereichenden Überlegungen abzuschliessen. Wir bleiben dran. Und melden uns – im Sinne des Kommunikations-Apfels 🍎 , du weisst 😊.

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